Sudetendeutscher Heimattag 2015 in unserer Patenstadt Klosterneuburg (1)
Vor 100 Jahren Völkermord an den Armeniern –
Vor 70 Jahren an den Sudetendeutschen
Es war ein schöner sonniger – aber windiger – Tag, als die Heimattagbesucher zur Klosterneuburger Stiftskirche strömten, wo Monsignore Karl Wuchterl, der Vorsitzende des Sudetendeutschen Priesterwerkes, ein feierliches Hochamt für die Landsleute hielt. Er erinnerte u.a. auch an die Vertreibung 1945/46 und dass wir gar nicht freundlich in Deutschland und Österreich empfangen wurden und sehr froh waren, wenn wir von so manchen Menschen gut behandelt wurden. Die Klosterneuburger Stadtkapelle sorgte für die musikalische Umrahmung.
Anschließend folgte der Fest-und Trachtenzug – voran die Musik – vom Rathausplatz zum Sudetendeutschen Platz wo die Totengedenkfeier mit Kranzniederlegung durch Dkfm. Hans-Günter Grech gestaltet wurde. Im Block der Ehrengäste sah man u.a. Vizebgm. Reg.Rat. Richard Raz (ÖVP), 2.Landtagspräsident Johann Herzog (FPÖ), NR-Abg. Anneliese Kitzmüller (FPÖ), LAbg. DI Willibald Eigner (ÖVP), NR a.D. Dr. Josef Höchtl und STR a.D. DI Franz Lebeth mit Vertretern der Studentenverbindung VdSt Sudetia und der Wr. Akadem. Mädelschaft NIKE und Landsleuten mit über 50 Wappentüchern sudetendeutscher Städte hinunter zur Babenbergerhalle ziehen.
Hauptkundgebung
Unter den Klängen des beliebten Egerländermarsches zogen Fahnenträger, begleitet von Trachtenträgerinnen ein – wo die „Klosterneuburger“ die NÖ-Landeshymne und die Bundeshymne spielten.
Begrüßungsansprache
SLÖ-Bundesobmann LAbg. a.D. Gerhard Zeihsel erklärte in der Babenbergerhalle:
„Sehr geehrte Ehrengäste, liebe Landsleute!
Wir haben das Motto zum heurigen Heimattag gewählt, weil die Armenier für uns Sudetendeutsche ein gutes Vorbild für den Kampf und die Ausdauer um die Wahrheit sind! Die Armenier wurden schon 30 Jahre vor uns Sudetendeutschen Opfer eines fürchterlichen Genozids, für den das Osmanische Reich die Verantwortung hatte. 100 Jahre danach ist der Nachfolgestaat Türkei noch immer nicht bereit, dies anzuerkennen! Das kommt uns bei unserem Schicksal bekannt vor, haben doch die Nachfolgestaaten der damaligen Tschecho-Slowakei (ČSR) - die Tschechische und die Slowakische Republik sich nach 70 Jahren auch noch nicht von dem "Schmutzigen Dutzend" der Beneš-Dekrete verabschiedet! Da sind neue Generationen an der Regierung, die keinerlei persönliche Schuld auf sich geladen haben - aber sie handeln uneinsichtig, um zu einem Vergleich mit den Opfern und ihren Nachkommen zu kommen!
Zur verbesserten Lage in der Tschechischen Republik mit der Aufarbeitung der dunklen Flecken in der Vergangenheit ist das Beispiel Brünn - mit dem Gedenkmarsch von Pohrlitz nach Brünn - in umgekehrter Richtung des Brünner Todesmarsches am 30.Mai 1945.Diesem Beispiel der Verurteilung dieser Verbrechen folgen laufend Städte und Orte mit ähnlichen Zeichen - das ist für uns erfreulich!
Die fortgeltende Grundlage der Entrechtung und Enteignung der Sudetendeutschen und der Ungarn - die angesprochenen Beneš-Dekrete - schufen vor 70 Jahren die Grundlage für die öffentliche Ächtung dieser Volksgruppen auf dem Gebiet der ČSR. In der öffentlichen Diskussion sind mit den Beneš-Dekreten immer nur das "schmutzige Dutzend" von den 143 gemeint, die die deutsche und magyarische Minderheit betreffen. Auf der Grundlage kollektiver Schuldzuweisung an den NS- Verbrechen entzogen sie allen Personen, die sich nach 1929 in der ČSR zur deutschen bzw zur ungarischen Nationalität bekannten und keinen aktiven Widerstand nachweisen konnten, nicht nur der bürgerlichen Rechte, sondern auch die Grundrechte: die 1938/39 von der deutschen Staatszugehörigkeit abgelöste ČSR-Staatsbürgerschaft, den gesamten Privatbesitz und Weiteres.
lm Zuge der Dialogsentwicklung sollte die ČR auch diese rassistischen Dekrete aufheben!
Zur derzeitigen Flüchtlingspolitik möchte ich anmerken, daß durch die emotionale und völlig einseitige Berichterstattung in den Medien ein gewaltiger Meinungsdruck in dieser Frage hergestellt wird. Die allermeisten trauen sich vermutlich gar nicht mehr, ihre Ängste und Meinungen offen auszusprechen. Es gibt bei den Bürgern eine Wut auf die Konzeptionslose und verfehlte Regierungspolitik in Sachen Einwanderung und Flüchtlinge. Vergleiche mit den deutschen Vertriebenen 1945/46 - wo 15 Millionen ihrer Heimat beraubt wurden - gehen vollkommen daneben. Man kann nicht die damalige Zeit vor 70 Jahren mit der heutigen vergleichen! Heute muß man klar entscheiden: das Asylrecht darf nur für Menschen gelten, die politisch verfolgt sind oder vor einem Völkermord fliehen, nicht aber für jeden, der in einer Diktatur oder einer unvollkommenen Demokratie in irgendeiner Form unterdrückt wird!
Und was wird sich in Österreich abspielen, wenn Deutschland oder Schweden zumachen und keine Flüchtlinge mehr aufnehmen und wir die Flüchtlinge nicht mehr zum Großteil nur durch Österreich transportieren müssen?“ schloss Zeihsel seine von Beifall unterbrochene Rede.
Wenige Stunden nach diesen Worten herrscht in Österreich Alarmstufe Rot bei den Behörden wegen Deutschlands Kurskorrektur in der Asylpolitik hin zu Kontrollen an unseren Grenzen!
Zeihsel begrüßte dann die Ehrengäste: an der Spitze Vizegbm. Richard Raz (ÖVP) für die Patenstadt Klosterneuburg, den Festredner Dipl.Ing.Beransch Hartunian-T., Msgr. Karl Wuchterl, Mag. Petra Hojni, Botschaftssekretärin in Vertretung S.E. Botschafter Jan Sechter der Botschaft der ČR in Wien, 2. Präs. des Wr. Landtages Abg. Johann Herzog (FPÖ), NR-Abg. Anneliese Kitzmüller (FPÖ), LAbg. DI Willibald Eigner (ÖVP), in Vertretung von LH Dr. Erwin Pröll, NR-Abg. Dr. Josef Höchtl (ÖVP), Präsident der Österr. Ges. für Völkerverständigung, LAbg. a.D. Volkmar Harwanegg (SPÖ), NR-Abg. a.D. Ing. Norbert Kapeller, Generalsekr. des VLÖ, GR Univ.Prof. Dr. Herbert Vonach, unsere Schriftstellerin Dr. Ilse Tielsch, 1.Obm. Dr. Karl Katary und 3.Obm. Dr. Wolfgang Steffanides von der Österreichischen Landsmannschaft, Dr. Herbert Knauthe vom Neuen Klub, KR Erhard Frey, Dr. Hans-Martin Windisch-Grätz.