Zum Gedenken an den deutsch-jüdischen Prager Schriftsteller Franz Werfel
Am 10. September 1890 wurde Franz Werfel als Sohn eines Handschuhfabrikanten in Prag geboren. Werfel, der einige Jahre später zum „erweiterten“ Prager Kreis, dem deutschen Literatenkreis um Max Brod gehören würde, verfasste schon während seiner Schulzeit Gedichte. Vor seiner erfüllten beruflichen Laufbahn jedoch erfolgten der Besuch einer von Piaristen geführten Volksschule und die Ablegung seiner Reifeprüfung am Deutschen Gymnasium in Prag. Werfel begann nach seinen Studien und einem Volontariat bei einer Speditionsfirma in Hamburg zu publizieren, zunächst für Zeitschriften. Daneben entstanden 1911 schon die ersten Gedichtbände Der Weltfreund und 1913 Wir sind.
Nach dem Ersten Weltkrieg ließ er sich in Wien nieder und reiste viel, so auch in den Nahen Osten. 1929 traf er auf Überlebende des Völkermords an den Armeniern. „Das Jammerbild verstümmelter und verhungerter Flüchtlingskinder, die in einer Teppichfabrik arbeiteten, gab den entscheidenden Anstoß, das unfassbare Schicksal des armenischen Volkes dem Totenreich alles Geschehenen zu entreißen,“ schrieb Werfel in der „Nachbemerkung des Autors“ im Buch Die vierzig Tage des Musa Dagh.
Der Inhalt des Buches beruht auf einer Tatsache, denn 1915 konnten sich die Bewohner einiger armenischer Dörfer vor den türkischen Einheiten auf den Musa Dagh, den Moses-Berg flüchten, bis sie von einem französischen Kriegsschiff gerettet wurden.
„Wie kaum ein Historiker hat der Prager Autor dazu beigetragen, dass die Tragödie der Armenierverfolgung von 1915 nicht vergessen wurde,“ so würdigt Prof. Rudolf Grulich die Leistung des Schriftstellers in einem Beitrag.
Aufgrund des „Anschluss Österreichs“ emigrierte Werfel mit seiner Frau Alma Mahler 1937/38 nach Südfrankreich, wo er den Roman Das Lied der Bernadette verfasste – als Dank für seine Rettung bei Lourdes vor der Wehrmacht.
Die weitere Odyssee sollte Werfel und seine Frau über die Pyrenäen nach Spanien, dann Portugal und schließlich nach Beverly Hills in den USA führen. Am 30. August 1943 starb Werfel nach einem erfüllten Leben im Alter von nur 54 Jahren. Heute ruhen seine sterblichen Überreste nach einer Überführung auf dem Wiener Zentralfriedhof.
Sein Vermächtnis ist eine Vielzahl von Gedichten, Romanen und Dramen, die teilweise auch verfilmt wurden.
Julia Nagel